Die aktiven ehrenamtlichen Mitglieder bilden die Basis, auf der das Gerüst eines Selbsthilfeverbandes steht. Sie sind das Herz, das einen Verein am Leben hält und ihm die Kraft und Energie gibt, die er benötigt.

Im gesamten Engagementbereich berichten Verbände seit Jahren von stagnierenden oder sinkenden Mitgliederzahlen, so auch in der Selbsthilfe. Immer weniger Betroffene finden den Weg zu einem aktiven Engagement für ihre eigenen Belange. Häufig erzählen Vorstände und Mitarbeitende der Selbsthilfeorganisationen von einer geringen Motivation zum Ehrenamt und einem Dienstleistungsanspruch gegenüber der Selbsthilfe: Viele Betroffene nutzen Selbsthilfeangebote vor allem, um Informationen zu sammeln.

Selbsthilfe – Hier geht es um die Betroffenen

Selbsthilfe steht aber für Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung. Die Sozialen Netzwerke, die sich durch Selbsthilfe bilden, stärken die einzelnen Gruppenmitglieder im Umgang mit ihrer Erkrankung. Eine hohe Zahl an Mitgliedern ist für die Verbände wichtig, um in der politischen Vertretung von Patienteninteressen eine größere Wirkung zu erzielen und um unter den neuen Interessierten aktive Menschen für die Verbandsarbeit zu finden.

Viele Vereine auch außerhalb der Selbsthilfe klagen über eine gewisse „Vereinsmüdigkeit“ und einen Wertewandel der jüngeren Generation. Die Menschen sind mehr denn je bereit, sich freiwillig zu engagieren. Allerdings sind heute eher kurzfristige Aktivitäten attraktiv und nicht die dauerhafte Bindung an einen Verein. Das ist eine Schwierigkeit, mit der sich die Selbsthilfe auseinandersetzen sollte. Dafür braucht es eine aktive, kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit und eine Mitgliederplanung, die langfristig angelegt ist, um das Ziel – chronisch kranke und behinderte Menschen sowie ihre Angehörigen für die Selbsthilfe zu begeistern – zu erreichen.

Beziehungspflege – Das Ankommen im Verband

Für eine erfolgreiche Vereinsbasis ist es entscheidend, dass nicht nur Interessierte zu Mitgliedern gemacht werden, sondern auch eine Beziehung und Bindung zu den Mitgliedern aufgebaut und das Potential der Aktiven genutzt wird. Wird in dem Verband eine Willkommenskultur gelebt und Anerkennung für Engagement gezeigt, können aus Mitgliedern Mitwirkende werden, die sich aktiv für die Selbsthilfe einsetzen und ihre wertvollen Impulse in die Vereinsarbeit einbringen.

Möchte sich ein Selbsthilfeverband zukunftsfähig aufstellen und erfolgreich eine moderne und flexible Mitgliedergewinnung und -entwicklung umsetzen, dann geht es nicht nur um die erfolgreiche Ansprache von neuen Interessierten, sondern es geht auch darum, neu gewonnene Mitglieder im Verband willkommen zu heißen und in die bestehenden Strukturen einzuführen.

Ein nicht zu unterschätzender Anteil von Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, geht schon innerhalb der ersten zwei Jahre ihres Engagements wieder verloren. Das kann viele Gründe haben aber ein wesentlicher Grund, auf den Selbsthilfeverbände intern auch Einfluss nehmen können, ist die Art und Weise, wie Neumitglieder im Verband aufgenommen werden.

Ankommen und zurechtfinden für einen gelungenen Start

Neumitgliedern wird das Ankommen im Verband erleichtert, wenn sie sich mit Informationen versorgt fühlen und sich in die Abläufe des Verbandes einbezogen wissen. Sie brauchen Ansprechpersonen, die sie unkompliziert in die Strukturen einführen. Idealerweise werden neue Vereinsmitglieder abgeholt und aktiv angesprochen. Neue Mitglieder bringen häufig neuen Wind in die Verbände und sind sehr motiviert sich einzubringen. Eine gut strukturierte und geplante Willkommenskultur ist also wichtig, damit die neuen Mitglieder aktiviert werden und Lust haben sich einzubringen.

Ein herzliches Willkommen im Verband

Wie wäre es, wenn neue Mitglieder nach ihrer Anmeldung direkt einen persönlichen Gruß in Form eines Willkommenspaketes bekämen? Ein solches Päckchen umfasst eine persönliche Ansprache, zielgruppengerechte Informationen über Angebote des Verbandes und Ideen, wie sich die neue Person direkt aktiv einbringen kann. Kleine Geschenke im Design des Verbandes können dazu beitragen, dass die Identifikation mit dem Selbsthilfeverband gesteigert wird. Je nach Zielgruppe und Verband ist es denkbar ein solches Paket auch digital zu erstellen und neuen Mitgliedern zukommen zu lassen. Die BAG SELBSTHILFE hat ein Musterpaket erstellt, das anschaulich zeigt, wie dieses Konzept umgesetzt werden kann.

Verantwortungen festlegen und Ansprechpersonen sichern

Ein wichtiger Teil der Willkommenskultur eines Verbandes ist es, Personen festzulegen, die als Ansprechpersonen für die neuen Mitglieder verantwortlich sind. Diese sollten aber nicht als Kontaktmöglichkeit angegeben werden, sondern auch selbst proaktiv auf neue Mitglieder zugehen, sie ansprechen und ihre Interessen erfragen. Dieser erste Kontakt baut Hemmschwellen ab und ermöglicht eine dauerhafte, gefestigte Mitgliederbindung.